Entstehungsgeschichte eines Schwimmbadbändchens

Erinnert Ihr Euch?

An Sommerferien, die endlos zu sein schienen?
An die Gerüche von Hitze, Sonnencreme, Pommes mit Ketchup und Majo, Vanilleeis und gechlortem Wasser?
An Sommer, in denen wir schon fast im Freibad gewohnt haben?
Die Taschen mit den Wertsachen ließen wir im Schließfach.
Ein gewebtes Bändchen mit Schlüssel und Nummer am Handgelenk.

Die Idee

Ich war in der Stadt unterwegs, sah in ein Schaufenster und entdeckte ein Schwimmbadbändchen, so wie ich es aus meiner Kindheit kannte, mit Aluminiumplakette und eingfräster Zahl. In der Erinnerung sind die Sommerferien meiner Kindheit lang und heiß gewesen und spielten sich zum größten Teil im Freibad ab. Tagtäglich hatte ich ein solches Band am Hand- oder Fußgelenk und die Bilder, der Geschmack und das Gefühl waren sofort wieder präsent. Ich kaufte ein Bändchen mit einer Alu-Plakette, in die mein Geburtstag eingefräst war. Allerdings war für mich klar, dass ich die Aluminiumplakette entfernen, eine aus Silber anfertigen und diese mit einem Text versehen würde.

Erst war das nur für mich gedacht. Ich wollte einen Anker, der mich zur rechten Zeit an die wirklich wichtigen Dinge des Lebens erinnert. Innerhalb kürzester Zeit aber bemerkte die erste Freundin den Schmuck an meinem Handgelenk und wollte so etwas für ihre Tochter haben, mit eigenem Text. Ich habe mich auf die Suche nach einem Anbieter gemacht, bei dem ich die Bänder solo bestellen kann und das Zweite gefertigt. So haben meine Schwimmbadbändchen ihren Anfang genommen. Und dann wurden es immer mehr.

Jeder Mensch bekommt den Text, den er gerne haben möchte. Anfangs steht schon mal jemand ratlos da und sagt er hätte auch gerne so etwas, wüsste aber gar nicht was darauf stehen solle und ob ich nicht bereits fertige zur Auswahl hätte. Ich verstehe mich da allerdings nicht als Sprücheklopfer vom Dienst, der universelle Texte vorgibt. Es gibt zwar immer wieder einige wenige die fertig sind, weil mir etwas begegnet ist, dass ich festhalten wollte, aber ich finde es viel schöner, wenn jeder seine eigene Inschrift hat. Mit ein wenig Zeit findet die auch jeder für sich. Und für mich ist es spannend zu sehen, was da entsteht, welche Gedanken hinter den Texten stehen.

Die Umsetzung

  • 1 - angerissene Form auf einer Silberplatte

  • 2 - Außenform ausgesägt

  • 3 - Löcher zum einfädeln des Sägeblattes werden gebohrt

  • 4 - die Plakettenform mit den gebohrten Löchern

  • 5 - das Sägeblatt wird durchgefädelt und der Schlitz durch den das Bändchen geführt wird gesägt

  • 6 - vom Bohrloch ausgehend kann nun von innen gesägt werden

  • 7 - beide Schlitze sind ausgesägt

  • 8 - die Außenkanten werden glatt gefeilt

  • 9 - die Innenkanten der Schlitze werden gefeilt und geschmirgelt

  • 10 - Signatur und Feingehalt des Silbers werden eingeschlagen

  • 11 - alle Flächen und Kanten werden mit Schmirgelpapier geglättet

  • 12 - die Blankoplakette ist fertig

  • 13 - auf Kupferblech wird ein Probeschlag gemacht um die Zeichenverteilung zu prüfen

  • 14 - Varianten werden geprüft

  • 15 - mit Hilfe einer Chemikalie werden die Buchstaben geschwärzt

  • 16 - die Überschüsse werden mit feinem Schmirgelpapier entfernt

  • 17 - Fertig

Fertig

Mein eigenes Bändchen trage ich, seit es fertig ist ohne Unterlass. Es ist ja robust, nicht wasserscheu und durch das gewebte Band flexibel. Die Texte, die ich bislang gestempelt oder auch gefräst habe, waren für ihre Träger stets  Aufmunterung, Erinnerung, Statement, Lebensmotto oder Liebesbezeugung. Ich habe große Freude an dieser Arbeit und werde immer mit strahlenden Gesichtern bei der Übergabe belohnt, wie die Kirsche auf der Sahnetorte. Kann Arbeit schöner sein?

2 Gedanken zu „Entstehungsgeschichte eines Schwimmbadbändchens

  1. Wir haben unseren Sohn endlich mal positiv überraschen können 😊, er fand das Armband wirklich gut.
    Nochmal, vielen Dank und Ihnen auch einen guten Rutsch ins Jahr 2021!
    Beste Grüße

    1. Ihr Bändchen war das dritte mit dieser Kernaussage, wenn es auch immer kleine Unterschiede gibt. Die bisherigen TrägerInnen empfinden es als sehr befreiend sich diesen Text immer wieder, im wahrsten Sinne des Wortes, vor Augen zu führen. Ich wünsche Ihrem Sohn ebenso von diesem Effekt profitieren zu können 😉.

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