Die Tochter einer Freundin wollte gerne wissen, wie man eigentlich Schmuck macht. Sie ist noch in der beruflichen Findungsphase. Mode interessiert sie und auch Schmuck. Ein weites Feld tut sich da auf.
Es schien mir das Beste, einfach mal etwas zu machen, um ein Gefühl dafür bekommen zu können, ob der handwerkliche Aspekt reizvoll für sie sein könnte. Ich habe gefragt, ob sie ein Stück im Kopf habe, dass sie gerne umsetzten würde; sie fertigte eine Skizze an und beschrieb mir ihre Vorstellung. Dann haben wir losgelegt und sie hat Schritt für Schritt unter meiner Anleitung ihren Ring gebaut.
Da ihr etwas Derbes, Organisches, nicht so Schickes und Perfektes vorschwebte, habe ich für die Ringschiene einen Sandguss vorgeschlagen. Damit erhält man so eine schön archaische Haptik. Aus einem Wachsrohling musste meine „Praktikantin“ erst mal die Form heraussägen und feilen und schmirgeln. So entstand ein exaktes Modell der Ringschien, die sie haben wollte. Damit war der erste Schritt getan. Der Sandguss musste an einem anderen Ort durchgeführt werden, weswegen ich das Erstellen der Sandform und auch das Gießen übernommen habe. Dabei habe ich auch gleich einen kleinen Silberbarren gegossen, den wir später noch brauchen würden.
Nach dem Guss war sie wieder am Zuge. Sie musste den Anguss mit dem Handsägebogen absägen und die Schiene von innen feilen und schmirgeln. Für das Schälchen musste nun aus dem kleinen Silberbarren von 4 mm Höhe ein Silberblech gewalzt werden. Zuerst hat sie in die Breite gewalzt. Nachdem die Mindestmaße, die wir für den Durchmesser des Schälchen benötigten erreicht waren und ich das Blech noch einmal gut durchgeglüht hatte, hat sie die Stärke des Stückes weiter heruntergewalzt, bis auf 1,3 mm Höhe.
Auf dem Blech wurde mit dem Stahlzirkel ein Kreis gezogen, den sie mit dem Handsägebogen ausgesägt hat. Vollkommen exakt gelingt ein solcher Kreis nie. Damit das Schälchen zu der etwas gröberen Schiene passt, wurde die Kontur nicht exakt rund nachgefeilt, sondern nur an den Kanten geglättet und gerundet, bevor das Schälchen mit Punze und Anke aufgetieft wurde. Eine leichte Unregelmässigkeit blieb erhalten.
Der Ring nahm immer mehr Gestalt an. Die Entscheidung welcher Stein den Ring zieren sollte, stand noch aus. Wir probierten verschiedene Steine aufzulegen und machten Fotos, bis die Wahl auf einen Peridotcabochon fiel. Für den Stein musste noch die Fassung gebaut werden.
Das übrige Blech musste sie nun auf eine Stärke von 0,5 mm weiter herunterwalzen. Aus einen schmalen Streifen Silber, der von dem Blech abgesägt werden musste, bog sie ein Röhrchen, dass genau um den Stein herum passte. Dieses Röhrchen wurde zugelötet, noch mal ein wenig aufgeschmiedet und auf Schmirgelpapier eingekürzt. Die Steinfassung wurde auf das Schälchen gelötet und das Schälchen auf die Ringschiene. Nach dem abbeizen und weißsieden wurde der Peridot in die Fassung gelegt und die Fassränder angetrieben, bis der Stein fest saß.
Damit auch die Fassung zum übrigen Stil des Ringes passt, ist sie nicht weiter bearbeitet worden und man sieht noch die Schlagspuren, die beim Antreiben des Silbers an den Stein entstanden sind. Mit dem Polierstahl wurden nur die Erhebungen der Unebenheiten auf Glanz gebracht.

Die Arbeiten mit Feuer, wie Gießen und Löten habe ich übernommen, sowie das Fassen des Steines. Alle anderen Arbeiten hat sie selber ausgeführt: eine Wachsform gebaut, sie hat gefeilt, geschmirgelt, gewalzt, gesägt, gebogen, geschmiedet.
Ich finde den Ring sehr schön und in der Ausführung absolut gelungen. Sie hat das toll gemacht, mit viel Geduld und Konzentration. Jetzt bin ich gespannt, ob dieser erste, kleine Eindruck vielleicht irgendwo hin führen wird.
2 Gedanken zu „Erstlingswerk“
Es hat mir wirklich viel Spaß gemacht und einen sehr guten Eindruck bei mir, was das Goldschmiedehandwerk betrifft, hinterlassen.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, mir einen Einblick zu gewähren und mir ein paar sehr wichtige Prozesse Schritt für Schritt erklärt hast bzw. mich hast machen lassen.
Noch schöner ist es dann zu sehen, was daraus geworden ist – ein sehr schöner individueller Ring.
Ich könnte mir auch für die Zukunft sehr gut vorstellen, Schmuck im Rahmen der Goldschmiedetätigkeit, anzufertigen! Danke 🙂
Hat mir Spaß mit Dir gemacht, Leonie. Und der Ring ist echt toll geworden. Glückwunsch!