Widerstandsschmuck

Ich war sieben. Ich wollte Ohrringe haben, durfte mir aber keine Ohrlöcher stechen lassen.

Dann hatten wir zu Hause irgendein defektes Gerät. Ich kann mich nicht erinnern welches, aber ein Elektriker kam zur Reparatur. Einen großen Werkzeugkoffer stellte er auf den Boden, öffnete ihn. Darin zum Vorschein kamen kleine bunte Stäbchen, an deren Enden jeweils Drähte herausragten. Ich wusste nicht was das ist, sah nur die Farben und was ich daraus würde machen könnte. Zwei dieser kleinen Teile konnte ich dem netten Mann aus den Rippen leiern. Aus dem Werkzeug meines Vaters suchte ich mir eine Zange und einen Seitenschneider. Ein Drahtende knipste ich ab, das andere bog ich um und schob das ganze über mein Ohrläppchen. Die ersten Ohrringe aus elektrischen Widerständen waren kreiert.

Jahrzehnte später habe ich diese frühe Idee wieder aufgegriffen. In eine Fassung aus 935/1000 Silber sind die farbigen, keramischen Teile eingebettet und wurden weiterverarbeitet zu Ohrhängern, -steckern und Manschettenknöpfen.

                                                                      

Inzwischen finden sich kaum noch solche Widerstände. Für die winzigen Platinen die heute verbaut werden sind sie unbrauchbar. Beim Elektroladen meines Vertrauens habe ich die Vorräte schon aufgekauft. Und in diesen Schmuckstücken kommen sie noch einmal zu Ehren.

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